Das Kinzigtal – Bollenhut, Schwarzwaldhöfe und vieles mehr


Idylle pur – so könnte man das Kinzigtal ohne zu übertreiben bezeichnen. Diese Region hat so ziemlich alles, was weltweit zu den am meisten gepflegten Klischees über den Schwarzwald zählt. Doch die leuchtend roten Hüte, die mit Blumen übersäten Wiesen und die gemütlichen Schwarzwaldhöfe passen so perfekt in diese Landschaft, als seien sie wie für das Kinzigtal gemacht. Und das sind sie ja auch, denn hier ist der Schwarzwald!

Schon bei der Beschreibung der Kinzig tritt die „Problematik“ der Aufteilung des Schwarzwalds in verschiedene Teile deutlich zutage. Der 93 Kilometer lange Fluss ist der längste des Schwarzwalds, der unermüdlich dem Rhein zustrebt. Er ist aber auch das Gewässer, das den Nord- vom Südschwarzwald trennt. So weit, so gut. Doch wo bleibt dann bitte der Mittlere Schwarzwald, könnten Sie an dieser Stelle fragen, denn Sie wissen selbstverständlich, dass der Schwarzwald dreigeteilt ist. Das stimmt, doch war dies nicht immer so. Früher war der Nordschwarzwald überwiegend katholisch und württembergisch. Der Süden dagegen wurde von Baden dominiert und war dem Katholizismus zugetan. Seit 1952 existiert nun das zusammengesetzte Bundesland mit dem Bindestrich, was jedoch nichts an den Eigenheiten der beiden vorangegangenen Staaten, insbesondere deren Bewohner änderte. Irgendwann kam auch der Begriff Mittlerer Schwarzwald auf, und die Kinzig wird nun als Trennlinie zwischen dem Osten und Westen dieser Region definiert. Alles klar? Doch nicht ganz? Macht nichts, denn der Schwarzwald kann nicht in gültige Regeln und Definitionen gepresst werden. Sie können mir glauben, selbst ich, die Wichteline Liora, die hier im Mittleren Schwarzwald zuhause ist, tue mir manchmal schwer, meine Heimat logisch zu erklären.

Eine Kopfbedeckung wird zum Symbol – von der Weltläufigkeit des Bollenhuts

Er gilt als das Wahrzeichen des Schwarzwalds schlechthin, von der Kuckucksuhr vielleicht abgesehen. Der Bollenhut steht zwar symbolisch für den gesamten Schwarzwald, doch zu Hause ist dieser skurrile Trachtenhut ganz eindeutig im Kinzigtal. Und zwar in Gutach, Kirnbach und Reichenbach, den drei Seitentälern der Kinzig. Doch die 1917 uraufgeführte Operette „Schwarzwaldmädel“ machte den Bollenhut zum Inbegriff des Schwarzwalds, was durch den gleichnamigen Heimatfilm aus dem Jahr 1950 nur noch verstärkt wurde. Ich selbst bin ein großer Fan dieses Films, was wahrscheinlich meiner Natur als Wichteline entspricht. Ich könnte die Dialoge mitsprechen, wenn es sein müsste. Doch damit will ich Sie nicht langweilen…

Stolze 1,5 Kilo muss eine Frau auf ihrem Kopf balancieren, wenn sie einen solchen Strohhut mit den großen Wollrosen trägt. Die roten Wollbollen sind unverheirateten Frauen und Mädchen vorbehalten, würdige Ehefrauen hingegen erkennt man an den schwarzen Bollen. Es ist übrigens auch dem genannten Film zu verdanken, dass der Bollenhut nach 40jähriger Pause wieder in liebevoller Handarbeit gefertigt wird, was die Bewohner des Kinzigtals ein wenig mit dem „Medienrummel“ der damaligen Zeit versöhnt hat.

Noch ein Tipp am Rande für einen gelungenen Besuch des Kinzigtals: Merken Sie sich die Bezeichnung Bollenhut und nennen Sie diese schwarzwaldtypische Kopfbedeckung niemals Bommelhut – das könnte empfindliche Reaktionen nach sich ziehen…

Buntes Brauchtum, süffiger Wein und herrliche Wanderwege – vielseitiges Kinzigtal

Das Kinzigtal wimmelt nur so von Traditionen der verschiedensten Arten und Erscheinungsformen. Ob klanggewaltige Aufmärsche von Trachtenkapellen, buntgewandete Narren und gruselige Gestalten der Alemannischen Fastnacht oder eindrucksvolle Aufmärsche von Bürgerwehren – das Brauchtum ist hier noch so lebendig wie seit Menschengedenken und wird liebevoll und traditionsbewusst gepflegt.

Ein schönes Beispiel ist der malerische Ort Hornberg, der sich rühmt, die Heimat des Bollenhutes und des legendären Hornberger Schießens zu sein. Das Städtchen erwartete einst den Herzog von Württemberg und wollte den Fürsten gebührend mit Salutschüssen empfangen. Als eine ferne Staubwolke das Nahen des Herzogs verkündete, schoss man aus allen Rohren, nur eben zu Ehren einer Viehherde. Dies wiederholte sich einige Male, so dass bei der tatsächlichen Ankunft des hohen Herrn alles Pulver verschossen war. Diese volkstümliche Geschichte wird im Sommer auf der Freilichtbühne aufgeführt und mit viel Getöse in Szene gesetzt.
Eine Burgruine, die größte, lebende Modelleisenbahn und wunderschöne Wanderwege sind weitere Attraktionen, die Hornberg seinen Besuchern zu bieten hat.

Fachwerkromantik erleben Sie in Gengenbach, das gern auch „Badisch Nizza“ genannt wird. Südliches Flair und spätmittelalterliche Architektur haben ein Kleinod geschaffen, das stimmungsvoller und malerischer kaum sein könnte. Das Städtchen wird von sonnenbeschienen Höhen des Schwarzwalds und Weinbergen umgeben, was dem ohnehin einzigartigen Ambiente dieses Ortes noch zusätzlich Bilderbuchcharakter verleiht.
Eine besondere Attraktion von Gegenbach ist der Niggelturm in der Stadtmauer, der das Narrenmuseum beherbergt. Damit hat die närrische Zeit hat im Fachwerkstädtchen das ganze Jahr über Saison. Doch so richtig zur Sache geht es in der Gengenbacher Fasend zur Faschingszeit, wenn Hexen, Spättlehansel und Klepperlesbuben ihr närrisches Unwesen treiben.
Gengenbach ist auch eine Station des Kinzigtäler Jakobswegs, einer etwa 100 Kilometer langen Nebenstrecke des Pilgerwegs nach Santiago de Compostela. Wenn Sie dem Weg eine Weile folgen möchten, suchen Sie den Jakobusstein in Gengenbach und wandern Sie von dort aus nach Schutterwald oder in die Gegenrichtung bis zum Luftkurort Loßburg, wo der Kinzigtäler Jakobsweg beginnt.

Und überhaupt das Wandern. Schon die Römer bauten im Kinzigtal einen Karrenweg, um über den Schwarzwald nach Germanien zu gelangen. Erkunden Sie das Kinzigtal auf den zahlreichen Wanderwegen, die Sie entlang der Kinzig und in die Seitentäler des Flusses führen. Sie können auf dem Wein-Wanderweg anschaulich erleben, wie das edle Getränk heranreift, respektive die Metamorphose von Trauben in Wein verinnerlichen. In den Genuss der süffigen Tröpfchen kommen Sie auf Ihrer Tour durch das Kinzigtal häufiger, als es Ihnen guttun würde.
Radfahrer werden von dieser Region im Mittleren Schwarzwald ebenso begeistert sein wie Reiter, die hoch zu Ross unterwegs sind. Golfer finden perfekt gepflegte Anlagen, um auch oder gerade im Urlaub ihr Handicap zu verbessern oder doch zumindest zu halten. Um zu sehen, wie schön das Kinzigtal aus der Vogelperspektive anzusehen ist, können Sie sich als Drachenflieger in die Lüfte schwingen und den Schwarzwald von oben auf sich wirken lassen, sicherlich ein unvergessliches Erlebnis.

Diese Freizeitaktivitäten und noch viele andere mehr werden durch die wohltuend saubere und gesundheitsfördernde Luft des Kinzigtals zum ganzheitlichen Hochgenuss. Viele Städtchen und Dörfer dürfen das Prädikat von anerkannten Erholungs- und Luftkurorten führen, so dass Sie die beruhigende Gewissheit haben, bei einem entspannenden und abwechslungsreichen Aufenthalt im Kinzigtal ganz nebenbei viel Gutes für Ihre Gesundheit getan zu haben.

Der gesundheitliche Aspekt wird vom kulturellen Erlebniswert ideal ergänzt, denn hier gibt es viel zu hören und noch mehr zu sehen. Musikalische Darbietungen von Pop über Jazz bis zur Klassik zählen ebenso zum kulturellen Repertoire des Kinzigtals wie großes Theater, folkloristische Darbietungen und eine Vielzahl an Festen, Märkten und vielen anderen jährlich wiederkehrenden Events.

Genießen Sie Ihren Aufenthalt im Kinzigtal in vollen Zügen und Sie werden erstaunt feststellen, dass ein aktiver und erlebnisreicher Urlaub zugleich wunderbar entspannend und Balsam für die Seele sein kann.