Die Ortenau – sonnige Weinberge, schattige Täler und idyllische Schwarzwaldimpressionen


Die Landschaft der Ortenau bietet dem Auge genau das, was man sich von einer schönen Urlaubsregion erwartet: steile Weinberge, die sich mit Obsthängen und blühenden Wiesen abwechseln. Dazwischen liegen tiefe, schmale Täler, die mit lebhaften Städten und malerischen Wein- und Bauerndörfern aufs Harmonischste kontrastieren. Plätschernde Bäche mit eifrig klappernden Mühlrädern und die für den Schwarzwald charakteristischen Bollenhüte runden das Postkartenidyll der Ortenau stimmungsvoll ab.

Der Anblick der Ortenau mutet durchaus ein wenig paradiesisch an, denn die Hügel und Täler, die steil ansteigenden Weinberge sowie die herrlichen Wälder, die bis zum Hauptmassiv des Schwarzwaldes reichen, machen diesen Landstrich am Westrand des Schwarzwalds abwechslungsreich und vielseitig zugleich. Sie meinen, ich würde übertreiben? Ich heiße Liora, und als Wichteline weiß ich ganz genau über meinen Teil des Schwarzwalds Bescheid. Vielleicht vermuten Sie nun, dass ein weiblicher Wichtel eher der Schwärmerei verfällt, als Sie dies bei meinen beiden Vettern Alfred und Wido annehmen würden. Doch glauben Sie mir, diese Region ist genauso reizvoll, wie ich Sie Ihnen schildere.

Der Ortenaukreis reicht etwa von Baden-Baden im Norden 60 Kilometer weit gen Süden bis zum Anfang des Breisgaus. Der Rhein trennt die Ortenau im Westen von Frankreich, während die Region im Osten bis hinauf zum Hauptkamm des Schwarzwalds reicht. Ein Abstecher nach Straßburg ist ebenso zu empfehlen wie der Besuch von Baden-Baden, beides Ausflugsziele, die nicht mehr als einen Katzensprung von der Ortenau entfernt liegen.

Die fruchtbaren Böden und das milde Klima bieten Reben und Obstbäumen ideale Bedingungen, die sie mit exquisiten Höchstleistungen danken. Viele gute Tropfen kommen aus der Ortenau, wo man neben Riesling auch einen berühmten Spätburgunder anbaut, der nicht zuletzt wegen seines Namens und der skurrilen Flasche sehr bekannt ist: Es ist der „Affentaler“, dessen schlanke Flasche ein goldener Affe ziert, der seinen langen Schwanz sehr dekorativ um das gläserne Weingehäuse schlingt. Auch die eigentlich dem Frankenwein vorbehaltenen Bocksbeutel trifft man in der Ortenau an, wo die plattgedrückten bauchigen Flaschen köstliche Schwarzwälder Weine enthalten.

Offenburg und Oberkirch – lebhafte Städte mit Charme

Offenburg ist nicht nur das Herz der Ortenau, die Stadt wird auch das „Tor zum Mittleren Schwarzwald“ genannt. Die einstige Zähringerstadt gehörte eine Zeitlang zu Österreich, bevor sie nach Baden kam. Auch Offenburg gilt als einer der Brennpunkte, von wo aus die Badische Revolution von 1848 ihren Anfang nahm. Heute geht es in der Stadt friedlich, wenngleich sehr lebhaft und geschäftig zu. Die wunderschöne Altstadt von Offenburg ist ein Musterbeispiel von prächtigem Barock, allen voran das Rathaus mit seinem wohltönenden Glockenspiel.

Sehenswert ist das Kapuzinerkloster, das als einziges Bauwerk unversehrt aus dem großen Brand von 1689 hervorging. Das jüdische Ritualbad, das Museum im Ritterhaus und das Areal des Fischmarkts sind weitere Highlights in Offenbach, bei denen auch die Heiligkreuzkirche nicht fehlen darf. Wenn Sie es einrichten können, reisen Sie im Herbst nach Offenburg und erleben Sie die großartige Stimmung auf dem Ortenauer Weinfest. Diese Fete gilt als eines der wichtigsten Events in Offenburg und findet am letzten Wochenende im September statt.

Die Stadt Oberkirch hat sich vor allem mit einem Produkt einen Namen gemacht – mit dem überaus hochprozentigen „Obstwässerle“. Kaum anderswo in Deutschland gibt es so viele kleine ländliche Brennereien wie hier im Großraum Oberkirch, wo allein ca. 900 Obstbauern ihr spezielles „Wässerle“ destillieren. Im angrenzenden Renchtal sind es stolze 1.300 Brennereien, die reifes, süßes Obst in Hochprozentiges verwandeln. Soweit die Attraktion, die bei Kennern edler Brände punktet.

Literaturfreunde werden Oberkirch jedoch als „Grimmelshausen-Stadt“ zu schätzen wissen. Hier lebte Johann Jacob Christoffel von Grimmelshausen, der mit seinem „Simplicissimus“ die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und der Nachkriegszeit in der Form des Schelmenromans auf satirische Weise schildert. Im Heimat- und Grimmelshausenmuseum gibt es neben interessanten Exponaten aus der Stadt- und Regionalgeschichte auch eine Erstausgabe des „Simplicissimus“ zu bestaunen.

Hoch über Oberkirch erhebt sich die imposante Ruine der Schauenburg, die im 12. und 13. Jahrhundert erbaut und Ende des 17. Jahrhunderts von den Franzosen zerstört wurde. Doch die Überreste der einst stolzen Burg sind immer noch dergestalt, um Wanderer und Besucher gehörig zu beeindrucken.

Wasserfälle, klösterliche Ruinen und ein genussreicher Weinpfad – weitere Highlights der Ortenau

Nahe des hübschen Städtchens Oppenau, das noch Teile seiner einstigen Befestigungsanlagen vorweisen kann, geht es tief in den Schwarzwald hinein zu den wildromantischen Allerheiligen-Wasserfällen. Insgesamt 83 Meter tief ist der Fall der Wassermassen des Lierbachs, die sich an diesem herrlichen Fleckchen der Ortenau mit viel Getöse und Gespritze über mehrere Stufen hinunterfallen lassen.

Wenn Sie dem erfrischenden Geplätscher des Wassers genügend gelauscht haben, folgen Sie einfach den Treppen nach oben den Lierbach entlang und staunen Sie nach etwa einer halben Stunde Fußweg erneut: Dann nämlich stehen Sie vor den Ruinen des ehemaligen Klosters Allerheiligen, das gegen Ende des 12. Jahrhunderts von Prämonstratensermönchen gegründet wurde. Im Zuge der Säkularisierung wurde auch dieses Kloster im Jahr 1803 aufgelöst. Kurze Zeit nachdem der letzte fromme Bruder die Abtei verlassen hat, zerstörte ein gewaltiger Blitzschlag die wunderschöne gotische Klosterkirche. Selbst in ihrem fragmentarischen Zustand ist die Klosteranlage auch heute noch ein erhebender Anblick, zumal die herrliche Waldkulisse den stimmungsvollen Rahmen zum klösterlichen Ambiente bildet. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie in der Nähe des Klosters einem Schwarzwaldwichtel begegnen. Die Umgebung der Abtei ist auch für Wichtel überaus reizvoll, denn der Touristenstrom fließt hier nur sehr spärlich, und gegen die Besucher von Allerheiligen haben die kleinen Waldgeister kaum Vorbehalte, vorausgesetzt natürlich, Lärm und weitere lauthals gezeigte Begeisterung der Menschen halten sich in für Wichtel erträgliche Grenzen.

Besuchen Sie in Ihrem Ortenau-Urlaub auch das reizvolle Murgtal, insbesondere das wunderschöne Städtchen Gernsbach. Mit gutem Grund, denn hier beginnt die erste Etappe des Ortenauer Weinpfads. Schnüren Sie die Wanderschuhe und starten Sie zu der etwa 103 Kilometer langen Tour, die Sie durch Weinberge von Gernsbach bis nach Diersburg führt. Zwar hört sich die Strecke sehr lang an, doch müssen Sie den Weg ja nicht auf einmal bewältigen. Lassen Sie sich viel Zeit und machen Sie überall dort Pausen, wo die Landschaft besonders schön, die Dörfer sehr malerisch und die Gasthöfe wunderbar vielversprechend sind. Gute Tröpfchen gibt es entlang des Weinpfads zuhauf zu probieren. Gönnen Sie sich immer dann ein Viertele Burgunder oder einen anderen köstlichen Wein, wenn Sie Lust darauf haben. Sie haben es ja gut, denn Sie müssen sich nicht hinters Steuer setzen. Und wenn Sie zu müde sind, um weiterzuwandern, beschließen Sie den Tag einfach da, wo Sie gerade sind und wandern am nächsten Morgen weiter.

Schöne Ausflugsziele sind auch die Stadt Kehl am Rhein, wo Sie auf der Europa-Brücke nach Frankreich spazieren können. Und wenn Ihnen der Sinn nach grenzenloser Unterhaltung steht, sind Sie im Europapark Rust genau richtig.

Entdecken Sie die Impressionen der Ortenau, die Sie das ganze Jahr über begeistern werden. Der Genießer in Ihnen wird wahrscheinlich den Herbst als beste Reisezeit wählen, dann zeigt sich diese ohnehin üppige Region von ihrer nahezu verschwenderischen Seite, wobei ich persönlich die satten, warmen Farben dieser Jahreszeit am schönsten finde. Obsternte und Weinlese sind Ereignisse für sich, die den Aufenthalt in der Ortenau noch intensiver und ganz nebenbei noch köstlicher gestalten.